Wandrosen

Es gibt so wenig schöne Rosen an Wänden. Warum eigentlich?

 

 

Die Antwort ist simpel: Rosen sind an Wänden schwierig zu kultivieren. Ausnahmen bestätigen die Regel: Viele solcher Beispiele finden Sie auf unserer Kletterrosen-Seite. Solche Rosenspaliere sehen perfekt aus, da stimmen dann Standort, Boden, Sorte und Rankhilfe bestens zusammen. Und das wiederum muss gar nicht Ergebnis komplizierter Planung sein, nein, oftmals ist es der viel strapazierte "grüne Daumen", der bei Rosen zum Erfolg führt.

Fairerweise muss gesagt werden, dass Rosen sowieso meist lieber im Freien stehen statt an einer Hauswand. Von Natur aus wachsen sie buschig und wollen sanft vom Wind umspült werden. Sonne darf sein, ja, aber bitte nicht zuviel Wärme, denn dann bekommen sie Hitzestress. Deswegen ist es an heißen Südfassaden besonders schwer, Rosen zu ziehen. Meist ist auch gerade bei Hitze noch zuwenig Wasser im Boden, und dann kommt der gefürchtete Mehltau, Blätter und Blüten bekommen einen weißen Belag und riechen pilzig...

Viele historische, im Industriezeitalter gezüchtete Sorten versagen heute wegen der hohen Luftreinheit, weil das Schwefeldioxid (SO2) in der Luft fehlt und "saurer Regen" ausbleibt. Umweltschutz kann auch Nachteile haben! An (heißen) Fassaden verstärken sich die Probleme, deshalb ggf. Schwefel spritzen oder gleich Typen aus unserem Sortiment oder ähnlich robuste Sorten wählen.

Zu vielen alten Sorten mit prächtigen, duftenden Blüten gehört es, dass ihre Blüten regelmäßig abgeschnitten werden, um neue Blütenbildung anzuregen und auch, um Blüten-"Mumien" zu vermeiden. Früher war es eine Selbstverständlichkeit, Rosenfreunden diese Mühe zuzumuten, aber heute macht es kaum einer mehr. Die wenigsten sind eben "Rosenliebhaber", die meisten sind schlichtweg "Kunden", die eine Rose gekauft haben, und sie wiederum rechnen damit, dass die Blüten sich "putzen", alle Blütenblätter also von selber abfallen und ohne Schnitt genug Blüten-Nachschub produzieren.

Ein weiteres Problem: Besonders robuste Rosen haben keinen Duft, öfterblühende auch nicht, während duftende Rosen tendenziell empfindlich sind. Welche Kundin aber möchte auf den Rosenduft verzichten? Und damit sind Mißerfolge an der Wand schon vorprogrammiert.

Zum Dilemma gehört auch, dass kaum Kletterrosen gezüchtet werden. Manche Sorten sind womöglich durch Zufall oder als Nebenprodukt entstanden und werden dann als "Kletterrose" klassifiziert, weil sie besonders lange Triebe haben. Die Züchtung lohnt sich wirtschaftlich nicht, weil eine Rosenschule von einer Kletterrosen-Sorte jährlich nur einige hundert Exemplare (für Privatkunden) verkaufen kann, wenn überhaupt. Von einer Bodendecker- oder Kleinstrauchrose, die überall als "Straßenbegleitgrün" gepflanzt wird, lassen sich jährlich zehntausende Exemplare verkaufen! Da ist es klar, wo die Züchter ihre Prioritäten setzen. Diese Sorten sind allesamt top-gesund, vital und dauerblühend, natürlich ohne dass ein Blütenschnitt nötig ist. Manche würden sich gut für kleinere Spalier eignen! Nur duften tun sie halt nicht.

Zum Schluss möchte ich keinen im Regen stehen lassen und gebe drei Empfehlungen: "Jasmina" und "Laguna" von Kordes-Rosen sind prächtig, öfterblühend, duftend, mittelmäßig gesund und damit als Wandrosen geeignet. "Rotfassade" von Noack-Rosen ist top-gesund, hält besonders lange das glänzende, bronzierte Laub, bildet Hagebutten, die Blütenpracht ist jedoch nicht so ausgeprägt und auch ohne Duft.

Viel Spaß bei eigenen Rosen-Versuchen!

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Rosen an einer Hauswand

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Nicht abgeschnittene Blüten-Mumien bei "Alten Rosen"

Die duftende ADR-Rosensorte "Laguna" von Kordes-Rosen

ADR-Kletterrose "Rotfassade" von Noack-Rosen