Fotoglück

Entfernte Mitglieder unserer Familie sind hobbymäßig Heimat- und Ahnenforscher. Sie haben ein Buch zur Geschichte ihrer Familie und des damit verbundenen Stadtteils Leipzig-Probstheida publiziert. Wir bekamen es in die Hand, und ich sah dort beim ersten Durchblättern ein mir unbekanntes, altes Foto mit zwei Weinspalieren aus diesem Viertel. Für unser Projekt "Bildarchiv" bin ich sehr interessiert an solchen Motiven und bat um eine Datei, die dann auch per email kam, aber sich wegen mangelhafter Auflösung als ziemlich unbrauchbar erwies. Also: Dranbleiben, noch mal bitten, dass ich vielleicht gelegentlich das Bild mal selbst abfotografieren oder einscannen könne....

Diese Möglichkeit kam jetzt, ein halbes Jahr später, als das schon etwas reifere Paar zur Mittagszeit plötzlich in unserem Betriebshof stand, samt Fotoalbum, weil "ich hätte doch mal gesagt usw." Ich war sofort angeknipst, ließ den eigentlich vereinbarten Termin warten und widmete mich, so schnell und doch intensiv wie möglich dem Album. Wir blätterten es auf einem Tisch im Freien durch - es waren allesamt Architekturfotos von ca. 1930, schwarz-weiß oder orange bzw. in typischer "Sepia"-Tönung. Format 6 cm x 9 cm oder 6 cm x 6 cm, so wie damals eben üblich. Die ca. 60 Fotos zeigten allesamt Bauern- und Handwerkerhäuser, welche inzwischen fast alle abgerissen sind, z. B. wegen der Verbreiterung der nahegelegenen "Prager Straße". Ich merkte schnell, dass ich hier auf einen Schatz gestoßen war, und konnte 10 Motive mit Spalieren fotografieren. Inzwischen sind sie bereits veröffentlicht unter "Leipzig-Probstheida" und harren dort der weiteren Bearbeitung.

Wieviele solcher Fotosammlungen werden wohl unentdeckt vor sich hinschlummern, bevor sie eines Tages bei einem Nachlassverwerter landen, in Einzelstücke zerlegt und verkauft werden? Die meisten Motive sind dann wertlos, weil sie oft gar nicht beschriftet sind. In meinem Falle können die Eigentümer noch zu jedem Foto eine Geschichte erzählen: Wo das Haus stand, welche Anekdoten damit verbunden sind bis hin zur genauen Datierung der Aufnahmen, weil: "Dieser oder jener Typ Straßenbahn fuhr erst ab 1928 auf der Prager Straße...", also muss die Aufnahme jüngeren Datums sein usw.. Ich habe die Fotothek Leipzig benachrichtigt und dort Interesse geweckt, vielleicht wird es bald einen Termin geben, wo Archivare und Album-Eigentümer sich treffen und die wertvollen Aufnahmen gescannt werden.

In eigener Sache: Wenn auch Sie solche Schätze zur "Wandbegrünung" vermitteln können - bitte sprechen Sie uns an!

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Laut Aufschrift "Glycinenhaus" in der Russenstraße in Leipzig-Probstheida, der Bewuchs besteht allerdings aus Weinreben, nicht aus Blauregen (Glyzinien).

Bildbeschriftung des obigen Fotos

Dieses Bild war der Ausgangspunkt der Recherche. Zwei Weinspaliere an der Prager Straße, wahrscheinlich Nähe "Etzoldsche Sandgrube", ca. 1930

Weinlaube an der Straße und Weinspalier an der Traufseite des "Fleck`schen Gutes" Ecke Russenstraße / Augustinerstraße, ca. 1930