Unser Holzspalier

Weinreben hatten wir schon 2016 gepflanzt, aber das Spalier kam erst jetzt. Jetzt, wo wir den Betriebshof mehr und mehr für Besucher öffnen, werden die in unserer "Vision" genannten Schauwände gebraucht. Also begrünte Wände ohne und mit Rankhilfen, mit Drahtseilen, Stäben und eben auch Holzlatten. Holzspaliere eben! Auf unserem Hof gab es mindestens zwei Weinspaliere, alte Fotos bezeugen das. An einer dritten Wand wuchs vermutlich Spalierobst, ebenfalls an hölzernen Gerüsten.

Wie sollte ein Spalier von "FassadenGrün" aussehen? Was würden Besucher und Kunden erwarten? Solche und ähnliche Fragen traten in den Hintergrund, als klar wurde, dass wir im Sinne des Denkmalschutzes einfach alles "wie früher" machen, also so, wie das Spalier vor 100 Jahren aussah. Mehrere alte Fotos zeigen das bewachsene Spalier, aber nur ein einziges Bild zeigt die Holzkonstruktion ohne Laub. Nach diesem Bild musste ich viele "Teilungen" und Maße ermitteln, zum Teil habe ich mit der Lupe die Reihen der unverputzten Ziegelsteine gezählt, um die waagerechten Spalierholme anordnen zu können. Da war es ein Glück, dass auch noch alte, einzementierte Spalierhaken in der Wand steckten, an denen ich mich orientieren konnte.

Mehrere von ihnen haben wir sogar verwendet. Aber: Anders als unsere offiziellen Empfehlungen, einen gewissen Abstand zur Wand zu halten, waren die alten Haken so konstruiert, dass sie die waagerechten Holzriegel fast direkt an die Wand pressten. Meine Gattin und ich machten noch einen anderen Versuch. Wir werden ja bald in den Räumen hinter dem Spalier wohnen und schauten schon mal von innen, aus den geöffneten Fenstern heraus. Würde ein erhöhter Wandabstand womöglich die Sicht einschränken? Genau so war es, und auch deshalb entschieden wir uns für den kurzen Abstand von nur 0,5 cm und ließen die alten Haken so in der Wand wie sie waren.                                                            

Das Spalier beginnt jetzt erst oberhalb des Natursteinmauerwerkes, und zwar aus gestalterischen Gründen. Das war früher anders, da begann das Lattenwerk ca. 40 cm tiefer. Offenbar war man gewillt, die wertvolle Wandfläche gerade im unteren, leicht zugänglichen Bereich voll auszunutzen, bis nahe an den "Spritzwasser"-Bereich. Jeder Quadratmeter wurde für die Trauben-Produktion verwendet! Zur Erinnerung: Es gab keinen Supermarkt und keine billigen Import-Trauben, und selbst produzierte Weinbeeren ließen sich wohl gut verkaufen....

Zunächst ließen wir noch das Mauerwerk im Sockel ausbessern und verputzen. Durch die jahrzehntelange Durchfeuchtung hatte es gelitten, und zwar wegen unseres Kellerbrunnens, der ständig überlief und den Kellerfußboden flutete. Das Haus war ja unbewohnt. Jahrelang soll das Wasser dort 20 - 30 cm hoch gestanden haben, aber jetzt haben wir das Problem im Griff.

Bei der Befestigung des Spaliers war auch das Team involviert und konnte Erfahrungen sammeln, die für Kundengespräche wichtig sind. Und natürlich ist das Spalier aus Robinienholz, aus jenen Profilen, die wir selber verkaufen!

Die Reben haben die Rankhilfe gut angenommen, und bald beginnt die erste Ernte am Spalier.

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Das neue Holzspalier

Das Holzspalier am Gutshaus vor 1925. Geld war auch schon damals knapp, deshalb ist das 1882 errichtete Haus auch über 40 Jahre später immer noch unverputzt und sieht dunkel aus.

Die Hofanlage mit Weinspalieren auf einer Ansicht von ca. 1930. Jetzt endlich ist das Gutshaus verputzt und wirkt hell!

Unsere "Wein-Wand" im Winter 2022

Ausbesserungen am Mauerwerk

Skizze: Anordnung der Latten und Riegel um ein Fenster herum

Unser Team übt die Befestigung eines Holzspaliers

Teilweise wurden die alten Spalierhaken aus Eisen verwendet.

Mitte Mai: Die Weinstöcke beginnen zu treiben...

Nachtrag Ende August: "Muskat bleu" (blau) und "Birstaler Muskat" wachsen nebeneinander, die Ernte beginnt.