Eine Pfeifenwinde ist eine Pfeifenwinde, und überall wird nur eine Art angeboten, weshalb stehen bei FassadenGrün dann drei zur Auswahl? Ich habe lange überlegt, ob wir den Kunden diese Verwirrung zumuten können und mich dann doch dafür entschieden. Immerhin ist die Pfeifenwinde auf fassadengruen.de eine sehr wichtige Kletterpflanze, sie steht also nicht nur aus alphabetischen Gründen an vorderster Stelle. Und da lohnt es sich, genauer hinzuschauen!
Bis 2006 dachte auch ich, dass eine Pfeifenwinde eine Pfeifenwinde ist. Aristolochia macrophylla eben. Aber die Verwirrung begann nach einem Besuch der Rosenstadt Sangerhausen / Sachsen-Anhalt. Ich hatte dort an einem Gebäude nahe des Marktes eine sehr prächtige Pfeifenwinde fotografiert, noch dazu auch versteckte Blüten unter der Blätterwand. Ich glaube, es musste ziemlich schnell gehen, weil ich eigentlich noch ins Rosarium wollte. Zuhause wollte ich die Fotos dann auf die schon damals existierende Homepage unserer Firma hochladen und stutzte irgendwie, als ich sie mir näher ansah. Denn die Pfeifenwinden, die wir verkauften, hatten unscheinbare graubraune Blüten, diese hier aber waren leuchtend gelb! Da ich kein Botaniker bin, dauerte es wiederum Monate, bis das Rätsel gelöst war und ich wusste, daß ich auf eine abweichende Art der Pfeifenwinde gestoßen war: Aristolochia tomentosa.
Auch 10 Jahre später hatte die Pflanze nichts an Attraktivität eingebüßt, als ich sie wieder besuchte. Sie scheint deutlich widerstandsfähiger gegen trockenen Boden und Wassermangel zu sein als A. macrophylla, und das ist bei Fassadenbegrünung ein wichtiges Argument. Da ist es zu verschmerzen, wenn ihre Blätter nicht ganz so groß werden. Ich habe inzwischen viele Exemplare dieser Art gesehen, sie wird offenbar als "Trojaner" von Aristolochia macrophylla, also mit falschem Etikett verbreitet und hat so bereits eine gewisse Flächendeckung in Deutschland erreicht. Kein Wunder, denn sie lässt sich wohl wesentlich einfacher vermehren als Aristolochia macrophylla, diese wiederum aber ist die bekannte, eingeführte Art.
Und schließlich begegnete mir über den Pflanzenhandel gar eine dritte Pfeifenwinden-Art (Aristolochia moupinensis), die noch deutlicher für trockene, warme Standorte empfohlen wird, auch wenn wir ihre Wuchseigenschaften noch nicht so genau kennen. Auch sie habe ich ins Sortiment genommen. Und nun haben die Kunden die Qual der Wahl!