Brautschau

Der offizielle Besichtigungstermin hielt Überraschungen parat, schöne und weniger gute...

 

Ende Oktober 2014: Offizieller Besichtigungstermin, "Brautschau" sozusagen. Die Hof-Erben waren zu dritt gekommen und wir auch: Meine Frau, ich und unser fast fünfjähriger Jüngster. Mama, Papa, Kind, eine kleine Familie auf der Suche nach einem Dach über`m Kopf- ob das nicht helfen würde, den Preis ein wenig zu drücken? Denn der Preis sollte an diesem Tage genannt werden. Das Wetter zeigte sich von einer ziemlich miesen Seite, was für die Braut in ihrem dunkelgrauen Kleid nicht hilfreich war. Das sah durchaus nach "Aschenputtel" aus.

Zuerst das Gutshaus also. Nach kurzer Begrüßung wurde das über 20 Jahre leerstehende, aber wie ein Augapfel gehütete Heiligtum geöffnet. Erster Blick: Noch originale Holztüren von 1880! Und die Deckenhöhe angenehm üppig, sage und schreibe 3 m. Da lässt es sich leben und arbeiten.

Im Obergeschoss waren Türfüllungen infolge eines Einbruches zerstört, die Tapeten erinnerten an bedrückende DDR-Zeiten. Unsere erwachsenen Kinder nebst Partner aber feierten genau diese Tapeten etwas später als "hip" und "Retro" und nahmen sich einige in zusammengerollter Form mit!

Der Kellerbrunen im Gutshaus, 8 m tief, hinterließ gemischte Gefühle. Dank seiner kräftigen Wasserführung und Neigung zum Überlaufen hätte das Gutshaus quasi jahrelang unter Wasser gestanden...

In der großen Scheune mussten wir dann ganz tapfer sein, denn nun sahen wir den Bereich unter dem arg lädierten Dach.

Die abschließende Preisansage war simpel und unumstößlich: Ortsüblicher Bodenrichtwert mal knapp 5.000 qm Grundstück, und all die denkmalgeschützten Gebäude gibt`s gratis. Wir sagten, wir denken nach, über die Braut, und verabschiedeten uns. Einen Monat später wurde der "Heiratsvertrag" beim Notar unterschrieben, im Februar 2015 war Schlüsselübergabe, im September 2015 besiegelte ein abschließendes Essen im Dorfgasthof den Eigentumsübergang.

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Das Gutshaus des "Naumann`schen Gutes" in Leipzig-Baalsdorf

Holztüren, vermutlich von 1880

Zertretene Türfüllungen neben historischer Tapete

Der Keller-Brunnen mit Neigung zum Überlaufen

Westgiebel der Scheune: Zerstörung, Chaos und Einsturzgefahr nach jahrelangem Wassereintritt von oben