Biedermeiergarten

Blumenbeete, Rosen und Wandobst - das bietet der Biedermeiergarten am Kirms-Krackow-Haus in Weimar / Thüringen.

 

"Biedermeier" klingt verschroben und hausbacken, und genau das sollte es, als dieser Begriff um 1850 in Münchener Intellektuellen-Kreisen geprägt wurde. Benutzt wurde er in der Satire-Wochenschrift "Fliegende Blätter": Verächtlich wurde dort auf alle jene geblickt, die es sich trotz politischer Wirren behaglich machten und sich jedem Fanatismus für oder gegen König, Volk und Vaterland entzogen. Doch jene vermeintlich spießbürgerlichen Opportunisten verstanden es, gemütlich und stilvoll zu leben! Von daher war wohl auch Neid im Spiel...

Franz Kirms (1750-1826) in Weimar war vermutlich so einer, gegen den sich das Wort "Biedermeier" richtete. Er kümmerte sich ums Hoftheater und war "Hofrat", also herzoglicher Beamter und Mitarbeiter von Johann Wolfgang von Goethe, welcher auf der Karriereleiter weiter oben stand und sich "Geheimrat" nannte. Kirms jedenfalls war Blumenliebhaber, in seiner Freizeit züchtete er Raritäten. Während Karl Marx und Heinrich Heine unter Repressalien litten, waren Kirms`revolutionäre Aktivitäten bescheiden und beschränkten sich wohl auf eine Mitgliedschaft im Verein der Weimarer "Blumisten", dessen konspirativer Charakter bis heute bezweifelt wird. Es war halt nur ein Treff von Gartenfreunden...

Anstatt nun die Welt im Großen zu retten, ging es nach Biedermeier-Art in Kirmses Haus und Garten gesellig zu. Es war ein Treffpunkt von Künstlern, der Märchen-Schreiber Andersen und der Musiker Liszt gehörten zur Runde. Der Garten bot die nötige Kulisse und diente dazu, Fruchtteller und Vasen zu füllen.

Nach 1826 pflegte Charlotte Krackow, die Nichte von Kirms, den Garten weiter in seinem Sinne. 1916, nach ihrem Tod wiederum, kaufte die Stadt Weimar das Anwesen, um ein Biedermeier-Museum zu gründen, aber so durfte das damals (und heute) nicht heißen. "Kirms-Krackow-Haus" klingt eleganter! In den 50-iger Jahren wurde der Garten modernisiert und umgebaut, 1999 aber vom Stil her in den Biedermeier-Garten zurück verwandelt.

Rosen, Sitzgruppen, Obstspaliere und viele, viele Blumen prägen den Garten heute. Eine lange Begrenzungsmauer ist mit Rankhilfen aus Holz bestückt, hier wachsen Apfel, Birne, Quitte und Aprikose als Spalierobst. Am spätbarocken Pavillon wächst eine Rose, ebenfalls mit Rankhilfe aus Holz. Der Eingang des Gartens ist von einem Mauerwein Parthenocissus quinqefolia überwuchert, wie auch der Laubengang im Hof des Museums.

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Der Biedermeier-Garten im Frühling mit ersten Blumen und Blüten am Spalier

Hinter dem Innenhof des Kirms-Krackow-Hauses liegt der Biedermeier-Garten. Am Laubengang wächst ein Wilder Mauerwein, vermutlich "Parthenocissus quinqefolia".

Amsel auf einem Wasserbecken am Marillenbaum (Aprikose)

Sitzecke mit Aprikose am Spalier, links das Wasserbecken.

Spalierobst (Apfel) an der langen Rankhilfe aus Holz