Baalsdorf wurde ca. 1150 gegründet, von flämischen Siedlern unter Leitung eines gewissen Balduin, deshalb hieß es wohl in der ersten Zeit "Balduwinesdorp", und später wurde daraus irgendwie "Baalsdorf". Mit Bertolts Brechts draufgängerischer Dramenfigur "Baals" hat es nichts zu tun...
Andere Dörfer ringsherum waren längst gegründet, z. B. von Slawen bzw. Sorben, aber Baalsdorf war schwieriges Terrain, weil nass und sumpfig. Da mussten Spezialisten ran, und das waren die Flamen. Aus Ihrer Heimat Flandern / Belgien brachten sie Erfahrung zur Trockenlegung und Wasserführung mit.
Aber schon deutlich früher waren Menschen in der Gegend tätig, denn alleine in Baalsdorf wurden gegen 1900 drei archäologische Funde gemeldet, allesamt Steinbeile bzw. -äxte. Eine der drei Äxte wurde 1925 auf unserem Hof gefunden, bei Schachtarbeiten für die neue, große Scheune. Sie ist aus "Amphibolschiefer", 10 cm x 4,5 cm groß, gelocht und noch heute im Besitz des Leipziger Naturkundemuseums. Die anderen beiden landeten im Grassimuseum und fielen wohl 1943 einem Bombenangriff zum Opfer.
Zur Baalsdorfer Chronologie konnten wir jetzt einen vierten Fund hinzufügen: Wieder ein Steinbeil, gefunden von meiner Frau bei Schachtarbeiten für einen Sandkasten in unserem Garten hinter der Scheune. Der zuständige Archäologe aus Dresden meint: "Auf den ersten Blick handelt es sich aller Voraussicht nach um ein mittelneolithisches Steinbeil (ca. 4. Jt. v. Chr.)." Die Übergabe an das zuständige Landesamt wird wohl demnächst stattfinden. Und inzwischen haben wir ein weiteres Stück aus ähnlichem Material gefunden, auch mit Bearbeitungsspuren, vielleicht eine zerbrochene Steinaxt. Mal sehen. Feuerstein-Artefakte finden wir noch häufiger. Aber da sie nicht aus ungestörten Fundschichten stammen, sind sie für die archäologische Forschung wertlos, das wissen wir bereits und lassen sie meist liegen.
Die Gebäude unseres Hofes jedenfalls sind gar nicht so alt, auch wenn sie steinalt und verfallen aussehen. Im Dorf gibt es einen freiberuflichen Archäologen, der hat mal alle Ziegelformate unserer Bauten begutachtet und meint, älter als vor 1840 ist da nichts. Vorher wurde vermutlich nur mit Holz und Lehm gebaut, und davon ist halt nichts übrig...
Mal sehen, was uns beim Graben noch so alles in die Finger gerät!
Quellen: "Dorfgeschichten aus dem Leipziger Osten, Band 2, 2001 (Artikel von Friedemann Winkler), sowie "Baalsdorf - eine städtebauliche Studie" von 2001